Sonntag, Dezember 17, 2006

"Ohne wenn und aber für den Klimaschutz"?

Es ist ein Paradebeispiel für das Dilemma, in dem wir uns befinden. Man behalte bei folgendem ZDF-Beitrag bitte im Hinterkopf, dass wir Mittelfristig unseren CO2-Ausstoß um mindestens 60% senken müssen, um die Konzentration des Treibhausgases in der Atmosphäre zu stabilisieren*.

>>EU fordert geringeren CO2-Ausstoß

Dieser Beitrag macht eine Sache deutlich: Die Entscheidung für mehr Klimaschutz liegt nicht bei der Wirtschaft, nicht bei der Bundesregierung und auch nicht bei der EU. Die Verantwortung tragen wir Konsumer. Solange wir auf höhere Strompreise reagieren wie ein Hühnerstall auf den Fuchs, wird es keine Orientierung hin zu einer CO2-neutralen Volkswirtschaft geben. Leider haben wir Deutsche die Bereitschaft zum Risiko verloren. Vor allem wir Verbraucher, aber auch die auch die Politik und die Wirtschaft. Im Aufschwung der 50er-Jahre war Investitionssicherheit ein Fremdwort. Ohne ein wirtschaftliches Risiko - seien es eben die höheren Strompreise oder aber auch das Risiko einer Investition - wird es aber schwierig, einen vernünftigen Einstieg in den Klimaschutz zu finden. Genauso schwierig wird es aber auch, ohne ein Risiko in Zukunft wirtschaftlich gegen die Konkurrenz aus China zu bestehen. Ich denke, wir leben in einer spannenden Zeit - wir sollten den Sprung ins kalte Wasser wagen und heute unsere Möglichkeiten nutzen.



* davon geht die Britische Regierung aus. Klimaforscher und Umweltorganisation sprechen von 70% bis 90%.

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Alle Socken alle: +0,174 kg CO2

Manche Dinge schiebt man auf Ewigkeiten vor sich her. So lange, bis es wirklich nicht mehr weiter geht. Ein solcher Fall ist meine Wäsche. Wenn alle Socken - ja, sogar die Durchlöcherten und die, die ich eigentlich gar nicht mag - im ungewaschenen Zustand im Wäschekorb vor sich hindümpelt, ist es eine unangenehme Notwendigkeit, den Waschsalon aufzusuchen. Sogar samstagabends. Selber Schuld. Für barfuss ist es nun mal zu kalt.

Themen des heutigen Waschgangs waren unter anderen: Neue Erkenntnisse über die Entstehung von Polarlichtern (Bild der Wissenschaft, Seite 42) und die gemeinsame Anstrengung aller Salonbesucher, einen Chinesen bei der Wäsche zu helfen. Dieser war in die missliche Lage geraten, dass die Tür seiner Maschine blockierte und der Servicemitarbeiter an der Hotline etwas Besseres zu tun hatte, als sich in den Aachener Regen zu quälen (nicht überraschend). Passend zum Wetter haben wir dabei leider auch weite Teile des Salons geflutet.

Immerhin, bis morgen früh sollten hoffentlich wieder Socken getrocknet sein. Das CO2-Konto wird mit +0,174 Kilogramm belastet und steht damit bei +85,704 Kilogramm CO2.

Damit ich mit dem Waschsalon dann doch etwas Positives verbinden kann, habe ich danach noch im Afrika-Shop bei Gracien auf ein Bier vorbeigeschaut. In chronischer Ermangelung von Feuerzeug, Flaschenöffner oder sonstigen Werkzeugen macht er das Bier immer mit den Zähnen auf. Das sei unter Afrikanern so üblich. Beeindruckend und praktisch. Ich sollte mit meinem Zahnarzt darüber sprechen.

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Dienstag, Dezember 12, 2006

Was verbraucht eigentlich… (I)

… ein Deckenfluter?! Wenn man sich in diesen Tagen durch den abendlichen Aachener Regen schlägt, flimmern sie in jeder Altbauwohnung auf: Deckenfluter. Hübsch, praktisch und hell, eine Zierde der Gattung "Stehlampe". Sehr schön anzusehen in hohen Jugendstilwohnungen. Natürlich steht auch in meiner Bude ein solches Modell, wenn auch in der Studentenausführung. Während im Sommer oben am Glaskolben die Mücken bei der kleinsten Berührung verbrutzeln, lässt sich unten am Drehknopf das Licht dimmen. Von romantisch, schummrig bis zu grell, baustellig ist alles drin.

Sonnenaufgang im Deckenfluter... Doch wie viel Strom verbraucht so eine schmucke Beleuchtung eigentlich? Stehen in Aachens Jugendstilwohnungen wohlmöglich lauter kleine CO2-Schleudern?

Mit meinem neuen Lieblingsspielzeug, einem Leistungsmessgerät, möchte ich Elektrogeräten nun mal auf die Schliche kommen und sehen, wie die Stadtwerke eigentlich auf 1300 Kilowattstunden pro Jahr kommen. Opfer des heutigen Tages, wie angekündigt: Der Deckenfluter.

Das Messgerät lässt sich komfortabel und kostenlos beim Stromanbieter ausleihen, gibt es aber auch bei Ebay oder in jedem gutsortieren Baumarkt. Einfach zwischen Steckdose und Verbraucher gesteckt und schon lässt sich die aktuelle Leistung oder – über einen bestimmten Zeitraum – auch der Energieverbrauch ablesen. Die Deluxe-Version zeigt zusätzlich noch die entstehenden Kosten, Leistungsschwankungen und die Betriebsdauer an und hat statt einem sogar ganze drei Knöpfe. Wirklich ein Kinderspiel.

In der ersten Einstellung ist nun Festbeleuchtung angesagt. Alles voll aufgedreht, Licht flutet über Wäscheberg und Schreibtisch. Man sieht mehr als man sehen möchte. Dieses Spektakel macht die Nacht zum Tage.

Ein Blick auf das Messgerät verrät stolze 325,3 Watt. Das ist viel. Viel im Vergleich zu einer 11 Watt Energiesparlampe und auch noch viel zu meinem 100 Watt Deckenstrahler. Die CO2-Emissionen im bundesdeutschen Strommix beliefen sich auf 179 Gramm pro Betriebsstunde (0,3253KWh/h*550g/KWh).

Aber es muss ja nicht immer das grelle Tageslicht-Äquivalent in der Stundentenbude sein. Gediegene Post-Kneipentour-Beleuchtung hat einen nicht zu verkennenden Romantik-Faktor.

Der Wohlfühlbonus geht allerdings für’s laute Trafobrummen am Dimmer wieder drauf, und auch die Messwerte sind nicht umwerfend. Diese schummrige, naja, ich nenn es mal Licht-Dekoration setzt noch immer 110,8 Watt (entspricht 61 Gramm CO2 pro Stunde) um. Keine überwältigende Lichtausbeute, aber auch nachvollziehbar. Schließlich ist der Wirkungsgrad von Hologenleuchten Temperaturabhängig und erreicht sein Optimum bei etwa 3000K.

Fazit: Ja, Deckenfluter sind Energieschlucker, sogar und gerade im gedimmten Zustand (relativ zur auf den Studenten wirkenden Helligkeit). Trotzdem sind sie schön anzusehen. Es lohnt sich allerdings, den Verbrauch und die damit verbundenen Emissionen im Hinterkopf zu behalten - wenn man zum Beispiel aus dem Zimmer verlässt. Ach so, es sei denn, das Zimmer soll beheizt werden. Der Großteil besagter 325 Watt geht natürlich in Wärme verloren – im Gegensatz zu kalten LEDs. Schöne neue Lampenzukunft, wir warten…

>> Messgerät von Greenpeace Energy.

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Montag, Dezember 11, 2006

Der empfindliche Südwesten: Schwaben geht Baden.

Hochwasser, Hitzewellen und ein Dezember, in dem Schnee fast so weit weg ist wie in Alabama. Nein, mal Hand auf’s Herz: Der Klimawandel ist auch geografisch nicht so weit weg, wie wir uns das immer denken. Klar, Wetterextrema hat es auch in der Vergangenheit immer gegeben, auch bei uns und durchaus auch stärker als heute - aber bei weitem nicht so zeitlich konzentriert. Dazu braucht man eigentlich auch keinen Blick in die Statistik zu werfen. War uns der "Jahrhundertsommer" 2003 noch gut in Erinnerung, schickte sich vielerorts der diesjährige an, den Rekordhalter abzulösen.

Hochdeutsch können sie wirklich nicht, und sind leider auch noch stolz drauf, die Schwaben. Über den Rest lässt sich streiten. Wie der Klimawandel Baden-Württemberg verändern wird, ist dagegen unstrittig. Der SWR hat ein Dosier zusammengetragen und es lohnt sich, einmal einen Blick darauf zu werfen. Denn was die Stuttgarter zu melden haben, ist bei weitem kein düsteres Szenario. Es ist vielmehr eine Bestandsaufnahme, gemischt mit vorsichtigen Prognosen. Eigentlich so vorsichtig, dass sich niemand daran die Finger verbrennt.

>>Hier geht's zum SWR-Dosier.

In erster Linie werden die Winter mehr Hochwasser und Unwetter bringen, so das Dosier. Die Sommer hingegen werden heißer und trockener. Die Verschiebung des Klimas bietet Nischen für zuwandernde Arten aus dem Mittelmeerraum. Mediterran! Das klingt super, schon sehen wir uns in Pinienhainen wandeln. Wie die alten Griechen! Doch für Allergiker ist das eine Katastrophe. Und für die heimischen Arten auch. Von Krankheitserregern, die in sich bietenden Nischen preschen, einmal ganz zu schweigen. Auch ich als Wintersportfan versinke angesichts grüner Hänge im Schwarzwald und den Alpen diese Saison allmählich in Depressionen (dieses Flachland hier in Aachen macht mir sowieso kräftig zu schaffen). Was weiße Weihnachten angeht: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Genießen wir es noch die paar Mal, eventuell werden wir später davon erzählen müssen! Entschuldigung, das war jetzt wirklich düster.

>>
SWR Dosier zum Klimawandel in Baden-Württemberg.

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Freitag, Dezember 01, 2006

Weihnachtliches von der Euromold: +32,432 kg CO2

Gestern war ich in Frankfurt auf der Euromold - der größten Fachmesse des Werkzeug- und Formenbaus in Europa. Dazu bin ich in aller Herrgottsfrühe aus Aachen mit dem Regionalexpress nach Köln getuckert und von dort mit dem ICE nach Frankfurt gefahren. Rechnet man die in Nordrheinwestfalen obligatorischen Verspätungen im Nahverkehr mit ein, nimmt der erste Streckenteil sogar über die Hälfte der Reisezeit in Anspruch. Mit Tempo 300 rast der ICE dagegen über oder auf der Neubaustrecke.

Der Fernverkehr der Deutschen Bahn ist in diesem Blog etwas Neues, eine Premiere sozusagen. Hier nun also die Berechnung der CO2-Emissionen:

Mit 52 Gramm CO2 je Personenkilometer ist die Bahn ziemlich gut aufgestellt. Kommt zwar nicht an mein Fahrrad ran (danke der Nachfrage, es funktioniert hervorragend!), aber Yukon fährt im Stadtverkehr ja schließlich auch keine 300 Sachen. 52 Gramm je Personenkilometer im Fernverkehr ist im Übrigen nur etwa die Hälfte der Emissionen des Bahn-Nahverkehrs, der mit 98 Gramm je Personenkilometer zu Buche schlägt. Angesichts modernerer Fahrzeuge, aerodynamischeren Designs und viel weniger Anfahrtsvorgängen ist das aber auch nicht weiter verwunderlich. Nachlesbar sind die Emissionswerte im Übrigen im Umweltbereicht der Bahn.

Die Ausbaustrecke von Köln nach Frankfurt über Bonn/Siegburg und den Frankfurter Flughafen ist laut Trassenpreisauskunft (TPS) der DB Netz fast auf den Meter genau 180,0 Kilometer lang. Hin- und Rückfahrt summieren sich also auf 360 Kilometer * 52 Gramm/Kilometer = 18,72 Kilogramm CO2.

Bleibt noch die Anfahrt nach Köln von Aachen Hauptbahnhof. Streckenlänge ist 69,96 Kilometer. Hin- und Rückfahrt belaufen sich also auf 139,92 Kilometer * 98 Gramm/Kilometer = 13,712 Kilogramm CO2.

Das ergibt also zusammengezählt 13,712kg + 18,72kg = 32,432 Kilogramm CO2. Das überrascht mich eigentlich, ich hatte aus dem Bauch heraus fast mit dem Doppelten gerechnet!

Nicht nur die CO2-Emissionen sind erfreulich niedrig ausgefallen, nein, ich bin jetzt auch stolzer Besitzer von Weihnachtsschmuck. Margot vom VDWF hat mir am Stand diese tollen Weihnachtsbäume gebastelt:

Solide aus Holz und mit dem Werkzeug eines deutschen Herstellers bearbeitet, ein wahrer Hingucker. Sie verbreiten in meiner Küche nun eine fröhlich, weihnachtliche Stimmung - und das in einem Maschinenbau-Studentenhaushalt! Eine Sensation!

Vorweihnachtlicher Emissionskontostand ist damit: + 85,53 Kilogramm CO2.

>>Trassenpreisauskunft DB Netz.

>>Umweltbericht der Bahn.
>>Euromold Frankfurt.

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