Was verbraucht eigentlich… (I)
… ein Deckenfluter?! Wenn man sich in diesen Tagen durch den abendlichen Aachener Regen schlägt, flimmern sie in jeder Altbauwohnung auf: Deckenfluter. Hübsch, praktisch und hell, eine Zierde der Gattung "Stehlampe". Sehr schön anzusehen in hohen Jugendstilwohnungen. Natürlich steht auch in meiner Bude ein solches Modell, wenn auch in der Studentenausführung. Während im Sommer oben am Glaskolben die Mücken bei der kleinsten Berührung verbrutzeln, lässt sich unten am Drehknopf das Licht dimmen. Von romantisch, schummrig bis zu grell, baustellig ist alles drin.Sonnenaufgang im Deckenfluter... Doch wie viel Strom verbraucht so eine schmucke Beleuchtung eigentlich? Stehen in Aachens Jugendstilwohnungen wohlmöglich lauter kleine CO2-Schleudern?
Mit meinem neuen Lieblingsspielzeug, einem Leistungsmessgerät, möchte ich Elektrogeräten nun mal auf die Schliche kommen und sehen, wie die Stadtwerke eigentlich auf 1300 Kilowattstunden pro Jahr kommen. Opfer des heutigen Tages, wie angekündigt: Der Deckenfluter.
Das Messgerät lässt sich komfortabel und kostenlos beim Stromanbieter ausleihen, gibt es aber auch bei Ebay oder in jedem gutsortieren Baumarkt. Einfach zwischen Steckdose und Verbraucher gesteckt und schon lässt sich die aktuelle Leistung oder – über einen bestimmten Zeitraum – auch der Energieverbrauch ablesen. Die Deluxe-Version zeigt zusätzlich noch die entstehenden Kosten, Leistungsschwankungen und die Betriebsdauer an und hat statt einem sogar ganze drei Knöpfe. Wirklich ein Kinderspiel.
In der ersten Einstellung ist nun Festbeleuchtung angesagt. Alles voll aufgedreht, Licht flutet über Wäscheberg und Schreibtisch. Man sieht mehr als man sehen möchte. Dieses Spektakel macht die Nacht zum Tage.
Ein Blick auf das Messgerät verrät stolze 325,3 Watt. Das ist viel. Viel im Vergleich zu einer 11 Watt Energiesparlampe und auch noch viel zu meinem 100 Watt Deckenstrahler. Die CO2-Emissionen im bundesdeutschen Strommix beliefen sich auf 179 Gramm pro Betriebsstunde (0,3253KWh/h*550g/KWh).
Aber es muss ja nicht immer das grelle Tageslicht-Äquivalent in der Stundentenbude sein. Gediegene Post-Kneipentour-Beleuchtung hat einen nicht zu verkennenden Romantik-Faktor.
Der Wohlfühlbonus geht allerdings für’s laute Trafobrummen am Dimmer wieder drauf, und auch die Messwerte sind nicht umwerfend. Diese schummrige, naja, ich nenn es mal Licht-Dekoration setzt noch immer 110,8 Watt (entspricht 61 Gramm CO2 pro Stunde) um. Keine überwältigende Lichtausbeute, aber auch nachvollziehbar. Schließlich ist der Wirkungsgrad von Hologenleuchten Temperaturabhängig und erreicht sein Optimum bei etwa 3000K.
Fazit: Ja, Deckenfluter sind Energieschlucker, sogar und gerade im gedimmten Zustand (relativ zur auf den Studenten wirkenden Helligkeit). Trotzdem sind sie schön anzusehen. Es lohnt sich allerdings, den Verbrauch und die damit verbundenen Emissionen im Hinterkopf zu behalten - wenn man zum Beispiel aus dem Zimmer verlässt. Ach so, es sei denn, das Zimmer soll beheizt werden. Der Großteil besagter 325 Watt geht natürlich in Wärme verloren – im Gegensatz zu kalten LEDs. Schöne neue Lampenzukunft, wir warten…
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