Mittwoch, Mai 02, 2007

London calling (II): +17,291 kg CO2

Nachdem ich im ersten Teil berechnet hatte, wie stark die Anreise nach London mein CO2-Konto belastet, möchte ich nun die in London angefallenen Emissionen abrechnen. Ein Student auf Kurzurlaub möchte natürlich auch was von der Stadt sehen und ist damit ein fleißiger Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs. Jede Fahrt mit Bus, Bahn oder Underground habe ich in meinem kleinen, schwarzen Notizbuch vermerkt und in der Tabelle unten aufgeschlüsselt.

Unser „Hostel“ mit sportlichen Achtbettzimmern lag im Süden von London, im ziemlich süßen Stadtteil Greenwich (bekanntermaßen steht hier das Roayal Observatory mit dem Nullmeridian, siehe Bild). Natürlich sprechen die Engländer das nicht so aus, wie es auf dem Papier steht. Wäre ja ein bisschen zu trivial für so einen bedeutsamen Ort. Nein, Greenwich heißt so in etwa „Gränitsch“. Nun ja, das muss man wissen. Auf jeden Fall war unsere Unterkunft klasse und geschickterweise auch noch gleich ein Pub. Ein bewährtes und geniales Konzept für Studentenreisen.

In folgender Tabelle über die Emissionen im Verkehr steckt sehr viel Recherche, deshalb hier eine kurze Übersicht der Referenzen.

Bei den spezifischen Emissionen der Verkehrsmittel beziehe ich mich auf:
1.) und 6.) „Environment Report 2006“ des TfL und „Greenhouse Gas Emissions Report“ der National Express Group.
2.) „Environment Report 2006“ des Lononder Underground.
3.) bis 5.) „Greenhouse Gas Emissions Report“ der National Express Group (siehe Anmerkung am Ende dieses Eintrags)

Die Distanzen zwischen den Haltestellen des Londoner Underground finden sich (wenn auch in etwas kryptischer Form) auf „Clive's Underground Line Guides“. Wie viele Kilometer zwischen Bushaltestellen liegen, habe ich wie gewohnt mit falk.de ermittelt. Bei den Zugstrecken im Nahverkehr war mir das Internetportal der Tschechischen Bahn behilflich.

Bei den Englischen Bahnunternehmen herrscht beim Stichwort CO2-Emissionen eigentlich nur Chaos. Gerne werden die Emissionen nicht in „Kilogramm je Personenkilometer“, sondern in „Kilogramm pro Reise“ angegeben. Eine Zahl, die komplett ohne Aussage ist, schließlich kann die Reiselänge ja irgendwo zwischen Null und mehreren hundert Kilometer liegen. Angaben zur Länge dieser so genannten „Passenger Journey“ finden sich nirgends. Während die „Southeastern Railway“ in ihrem „Environmental & Social Report 2006“ von CO2 statt CO2-Emissionen spricht, ist die „First Group“ im Bericht über die „Corporate Social Responsibility“ der Ansicht, pro Reise lediglich 0,554 Milligramm CO2 zu emittieren. Wirklich grün, die englischen Bahnen, unsere Deutsche Bahn schafft mit modernsten Fahrzeugen gerade einmal einen Wert, der so in etwa um das hunderttauschendfache höher liegt. Geradezu unverantwortlich ist es hingegen, mit einem Bus der „First Group“ zu fahren: Schenkt man dem Bericht Glauben, werden pro „Passenger Journey“ stolze 690 Kilogramm CO2 emittiert. Drei-Tonnen-Ziel adieu! Ich denke aber, man muss kein Ingenieur sein, um zu erkennen, wie sinnbefreit die Angaben sind. Das verdeutlicht aber leider, wie ernsthaft sich die englischen Anbieter wirklich mit der Frage der CO2-Emissionen auseinandersetzen.

Um mit einem halbwegs brauchbaren Wert rechnen zu können, habe ich die Angaben der „National Express“ angesetzt, die für ihre Züge eine spezifische Emission von 54 Gramm CO2 je Personenkilometer angibt. Auch das erscheint mir allerdings wenig, ist es doch nur etwas mehr als die Hälfte deutscher Nahverkehrszüge.

Stark zu Buche geschlagen hat in der Abrechnung die fast 80 Kilometer lange Fahrt nach Brighton. Dort haben wir eine liebe Freundin von mir getroffen und den Strand genossen. Ja, tatsächlich, denn wir hatten nämlich Sonne. Alles in allem schlägt London noch einmal mit 17,291 Kilogramm CO2 zu Buche. Das finde ich für fast 300 Kilometer nicht besonders viel, was in erster Linie daran liegt, dass die U-Bahn mit 56,3 Gramm CO2 pro Personenkilometer ein sehr klimafreundliches Verkehrsmittel ist. Leider vernachlässige ich die Treibhausgas- Emissionen, die in unserer Unterkunft entstanden sind. Auch dort wurde natürlich geheizt, wir haben warmes Wasser verbraucht und im Pub gefrühstückt (an dieser Stelle noch ein gut gemeinter Rat: Finger weg von englischem Bier zum Frühstück!). Allerdings ist klar, dass eine derart aufwändige Recherche in keinem Verhältnis zur geringen Menge der Emissionen stünde. Neuer Kontostand ist damit +1059,467 Kilogramm CO2.

>>Das Hostel, das auch ein Pub ist.
>>"Environment Report 2006" des TfL.
>>"Greenhouse Gas Emissions Report" der National Express Group.
>>"Environment Report 2006" des Lononder Underground.
>>Bericht über "Corporate Social Responsibility" der First Group.
>>"Environmental & Social Report 2006" der Southeastern Railway.
>>Clive's Underground Line Guides.
>>Internetportal der Tschechischen Bahn.

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